Die sowjetische Diesellok der Bauart TGM 3
Sie
sollte die V 100 der Deutschen Reichsbahn werden

(JW) In
vielen Veröffentlichungen zur V 100 der Deutschen Reichsbahn wird
die kurze Entwicklungszeit der Lokomotive im Jahre 1963
gewürdigt. Den Anlaß hierfür gab das Ausbleiben der
ursprünglich vorgesehenen Importe aus der Sowjetunion.
Der
Bedarf an Diesellokomotiven der Leistungsklasse um 736 kW für
den schweren Rangierdienst und den Einsatz auf Nebenbahnen sollte
durch eine Lokomotive mit hydromechanischer Kraftübertragung
gedeckt werden. Die V 100 der DR sollte als Weiterentwicklung des
im Jahre 1959 vom Diesellokomotivwerk Ludinow vorgestellten
Prototypen der Bauart TGM 3 ( Teplowos Gidroperedatscha
Manevrovyi - Dieselokomotive mit Hydroübertragung für
Rangierdienst ) entstehen.
Die
Vorgaben der staatlichen Plankommission sahen bereits für das
Jahr 1959 die Lieferung der ersten TGM 3 in die DDR vor. Dies
unterblieb jedoch. Auch 1960 rechneten staatliche Stellen und
Deutsche Reichsbahn mit Lieferrückständen des sowjetischen
Herstellers. Da in der folgenden Zeit keine Lieferzusagen
eingingen, die Ausmusterung verschiedener Dampflokomotiven aber
beschlossen war, begann 1963 die Entwicklung der V 100 in
Zusammenarbeit des Institut für Schienenfahrzeuge mit den
Lokomotivhersteilem LKM Babeisberg und LEW Hennigsdorf.
Vor
der Beschreibung der TGM 3 in erster Ausführung deren wichtigste
Kenndaten:
|
- Länge
über Eingriffebenen der Mittelpufferkupplung 12600 mm |
|
-
Drehzapfenabstand 6000 mm |
|
- Achsstand
im Drehgestell 2400 mm |
|
-
Raddurchmesser 1050 mm |
|
-
Achsanordnung B'B' |
|
-
Dieselmotorbauart und -leistung 4 - Takt DM M 751 mit 552
kW bei 1400 U / min |
|
-
Kraftübertragung hydromechanisch |
|
-
Dienstmasse 68 t |
|
-
Höchstgeschwindigkeit Rangiergang 33 km / h |
|
-
Höchstgeschwindigkeit Streckengang 70 km / h |
Lokomotivrahmen,
Aufbauten und Laufwerk
Ein
in Schweißkonstruktion ausgeführter Brückenrahmen trägt die,
aus Führerhaus und zwei unterschiedlich langen Vorbauten
bestehenden Aufbauten der TGM 3. Er stützt sich auf zwei
gleiche, untereinander austauschbare, Drehgestelle ab. Die
Drehgestelle sind in Schweißkonstruktion gefertigt und nehmen je
zwei Treibradsätze auf. Sie ähneln im Aufbau den Drehgestellen
der Diesellokomotive M 62 (DR BR 120). Im langen vorderen Vorbau
sind, nacheinander angeordnet, die Kühleranlage, den
Dieselmotor, ein Kompressor und das hydromechanische Getriebe
untergebracht. Das anschließende Führerhaus nimmt einen
Hauptführerstand zur Bedienung der TGM 3 von der in
Fahrtrichtung rechten Seite und einen Hilfsführerstand auf der
linken Seite sowie ein zentrales Bedienpult an der Stirnwand zum
vorderen Vorbau auf. Dem Hauptführerstand ist ein Führerbrems-
und ein Zusatzbremsventil zugeordnet, am Hilfsführerstand
befindet sich nur ein Zusatzbremsventil. Der Zugang zum
Führerstand ist durch Türen in den Stirnwänden vom Umlauf der
Lokomotive aus möglich. Der kurze hintere Vorbau umschließt
zwei Hauptluftbehälter und die Lokomotivbatterie.
Krafterzeugung
und -übertragung
Als
Antriebsmaschine der TGM 3 dient ein aufgeladener
4-Takt-Dieselmotor vom Typ M 751. Der wassergekühlte
12-Zylindermotor entwickelte bei einer Nenndrehzahl von 1400
U/min eine Leistung von 552 kW (750 PS). Der Dieselmotor wird vom
Zweimaschinenaggregat (Lichtanlaßmaschine) elektrisch
angelassen. Sein Drehmoment gelangt mittels Gelenkwelle zum
hydromechanischen Getriebe. Das hydrodynamische Getriebe der TGM
3 besteht aus einem Strömungswandler als Trennstelle im
Kraftfluss und einem mechanischen Rädergetriebe mit
Stufenschaltung für zwei Geschwindigkeitsbereiche. Im
Rangiergang konnten bei hohen Zugkäften 30 km/h, im Streckengang
60 km/h erreicht werden. Gelenkwellen zwischen mechanischem
Getriebe und den Achswendegetrieben der Radsätze besorgten die
Fortsetzung des Antriebsstranges- Im Rahmen der Weiterentwicklung
der TGM 3 wurden die Achswendegetriebe durch einfache
Achsgetriebe ersetzt. Zum Wechsel der Fahrtrichtung diente nun
ein, dem Stufengetriebe nachgeschaltetes, Wendegetriebe. Bei
einer Variante TGM 3 A kam eine rein hydraulische
Kraftübertragung zum Einsatz.
Hilfseinrichtungen
Zur
Speisung des elektrischen Bordnetzes der TGM 3 und zur
Batterieladung wird das Zweimaschinenaggregat bei laufendem
Dieselmotor als Generator genutzt. Der Kühlkreislauf selbst
besitzt einen seperaten Kreislauf zur Rückkühlung des
Motoröls, dessen Kühlwasser 4 der 12 Kühlerelemente im
Kühlergerüst durchströmt. Der Kühlerlüfter wird vom vorderen
Ende des DM über eine Gelenkwelle und die hydraulische
Lüfterkupplung angetrieben. Thermoelemente im Wasser- und
Ölkühlkreislauf regeln in Abhängigkeit von der anstehenden
Temperatur die Füllung der Lüfterkupplung und damit die
Lüfterdrehzahl. Zur Kühlwasservorwärmung ist ein Heizgerät
eingebaut. Zur Druckluftbeschaffung in der TGM3 dient ein über
Keilriemen angetriebener Luftverdichter. Eine Zugheizanlage ist
in der TGM 3 nicht vorhanden. Das Lokomotivwerk Ludinow fertigte
die TGM 3 in drei Varianten im Zeitraum von 1959 bis 1977 mit
etwa 3800 Stück. Die Lokomotiven kamen im Rangierdienst der SZD
und bei Industriebahnen in der UdSSR zum Einsatz. Eine Anzahl TGM
3 wurde nach Kuba exportiert.

Die TGM 3 -
2084 am 23.03.1997 in Gretschany (Ukraine)
Foto:
Johann Walter